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Martin Stolle |
(1886 - 1982) |
Martin Stolle am Steuer des "Stolle-Wagens" |
Martin Stolle erblickte am 03.03.1886 in Berlin das Licht der Welt. Bereits 1904, als Angestellter von Cudell in Aachen, bei Argus, später auch durch Kontakte zu Metallurgique Automobilen in Belgien hat er einschlägige Erfahrungen sammeln können. Schon vor dem 1. Weltkrieg besaß Stolle einen bei Douglas gebauten liegenden Zweizylinder sowie eine belgische FN, die er stark modifizierte. 1917 begann Stolle bei den Rapp-Werken, aus denen später BMW hervorging. Bei BMW war der von der Daimler AG, Untertürkheim gekommene technische Direktor Dr.-Ing. Max Friz tätig. Auf dem Zeichenbrett von Max Friz entstand 1922/23 das erste BMW- Motorrad R32 mit 496 ccm, seitengesteuert mit liegendem Zweizylinder- Boxermotor. Bis zum Erscheinen dieser R32 lieferte BMW seitengesteuerte längsliegende Zweizylinder- Boxermotore Typ M2B15 an verschiedene Firmen, u.a. auch Victoria (K.R.I) zum Einbau in ihre Fahrwerke. An diesen Konstruktionen war Stolle beteiligt. Um sich nicht selbst Konkurenz zu machen, wurde die Lieferung und Produktion dieses BMW- Längsboxers eingestellt. Victoria sicherte sich die Dienste von Martin Stolle, der daraufhin einen obengesteuerten liegende Zweizylinder Boxermotor mit höherer Leistung konstruierte. Die Motoren wurden für Victoria bei Sedelbauer in München produziert. Diese solide Konstruktion war Grundlage für viele Rennerfolge von Victoria. Ing. Steinlein hat im Jahre 1925 diesen Motor mit einem Kompressor versehen und damit die schnellsten Rennmaschinen Deutschlands gebaut. Adolf Brudes erreichte im Jahr 1926 in Freiburg/Br. mit einer solchen 500 ccm Victoria Kompressor Rennmaschine einen Durchschnitt von 166 km/h. Adolf Brudes auf Victoria 1924 Martin Stolle gründete bereits vorher, die vom Stinneskonzern mitfinanzierte, Autofabrik in München die schließlich unter "Vorster & Stolle Motoren AG" firmierte und wo Stolle ab 1925 die Stolle-Sportwagen baute, die auch den Namen "Kleiner Maybach" trugen! Stollewagen Diese modernen Sportwagen hatten einen 1490 ccm OHC Königswellen- Vierzylindermotor mit 69 mm Bohrung und 100 mm Hub, der 40 PS bei 2800 min-1 auf die Bremse brachte. Dies war nach dem Simson Supra S die höchste Hubraumleistung der vergleichbaren Wagen. Die Konstruktion erlaubte Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h. Der erste für den Stollewagen vorgesehene Motor war aber kein Ventil- sondern ein Schiebermotor! Als etwa 20 Wagen fertig gestellt waren, starb Hugo Stinnes am 10.04.1924 und die finanzielle Grundlage für Stolle wie auch anderer kleiner Autohersteller wie Aga, Dinos, Rabat war anschliessend nicht mehr gegeben. Anfang 1926 schieden Martin und sein Bruder Willi Stolle als Vorstandsmitglieder aus dem Unternehmen aus und im Februar 1926 wurde über die AG der Konkurs verhängt. Martin Stolle ging daraufhin zurück nach Berlin, zu den in Spandau ansässigen Deutschen Industriewerken. Dort wurden, neben wenigen Automobilen jetzt hauptsächlich Motorräder gebaut. Ing. H. F. Günther konstruierte 1922 dort 393 ccm Motorräder mit liegendem Zweizylindermotor, die unter dem Markennamen "D-Rad" vertrieben wurden. Später konstruierte Ing. Christiansen ein D-Rad mit einem 498 ccm Einzylindermotor in Blockbauweise. Dies war ein schweres und mit Blattfedergabel ausgerüstetes "wie ein Bock springendes" Motorrad, dessen Beliebtheitskurve stark abfallend war. Stolles Aufgabe war es, die Konstruktion und den Ruf der Marke zu verbessern. Um das zu erreichen, gründete er eine Werksmannschaft um an Rennen und schweren Zuverlässigkeitsfahrten teilzunehmen. 1928: Werksrennmaschine von Stolle: Werksteam 1930 mit R-10: Damit sollte, wie es auch heute noch üblich ist, die Leistungsfähigkeit, Qualität und Zuverlässigkeit der Maschinen unter Beweis gestellt werden. Durch eiserne Disziplin, hohem Ausbildungsstand und Engagement für die eigene Firma gelang es, dieses Ziel zu erreichen. Das Team galt jahrelang als bestes deutsches Werksteam mit ihren grünen Fahrermänteln und Helmen. Dies war um so erstaunlicher, als die R-9 mit der Blattfedergabel für den Geländeeinsatz nicht eben geschaffen war. Stolle konstruierte 1929 die R-10 mit obengesteuertem Motor, getrenntem Getriebe und Parallelogrammfederung und die R-11 mit seitengesteuertem Motor. Im Team fanden sich im Laufe der Zeit so bekannte Namen wie die Bayern Franz Ischinger (später Direktor der Zweirad-Union), Franz Seelos, Max Polster, der Berliner Hans Przybylski, Franzl Heck, Ing. Curt Weichelt (auch Mabeko und BMW), Paul Bütow, Erich Tennigkeit, Alfred Gäbelmann, u.a. 1928: Martin Stolle und Gattin, Brüder Ludwig und Franz Ischinger mit D-Rad Typ 06 Mit dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise im Jahr 1929 musste das Motorradprogramm ohne durchschlagendem Erfolg auf billigere Zweitaktmodelle mit 198 ccm und 246 ccm Motoren von Bark umgestellt werden, die dann 1930 auf einen übersättigten Markt trafen. Dies führte dazu, mit NSU, Neckarsulm zusammen eine Vertriebsgesellschaft zu schliessen. D-Rad verschwand dann in kurzer Zeit vom Markt. Martin Stolle konstruierte in der Folgezeit jeweils während einer Wochenhälfte einen luftgekühlten Vierzylinder Boxermotor für die Automobilfabrik NAG (Vorläufer des Käfermotors) und in der jeweiligen anderen Wochenhälfte für Victoria die unglückliche KR 8. Dieser seitengesteuerte Zweizylindermotor mit 497 ccm Hubraum wurde in ein modernes Fahrwerk mit Seitenverkleidung eingebaut. Die Konstruktion der KR 8 war unausgereift und wurde dann durch die wechselgesteuerte KR 9 ersetzt, die noch andere Verbesserungen erhielt. Der Personenwagenbau bei NAG wurde eingestellt, sodass dieser luftgekühlte Vierzylindermotor auch nicht weiter gebaut wurde. Auf dem Zeichenbrett von Martin Stolle entstanden noch weitere bekannte und unbekannte Konstruktionen wie etwa ein Kleinmotorrad "Sursum" mit einem Zweitaktmotor und für die Gustloff-Werke in Suhl motorisierte Fahrräder. Im Krieg kamen Ideen für Tanks und Ausrüstung hinzu. Schliesslich wurde Martin Stolle Sachverständiger für das Kraftfahrzeugwesen. Martin Stolle starb am 25.09.1982 im 97. Lebensjahr. |
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Joachim Fritz -> Impressum
Stand: III.2005