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Richard Küchen |
(1898 - 1974) |
Richard Küchen |
Richard Küchen erblickte am 15.03.1898 in Bielefeld als Sohn eines Dampfmaschinenfabrikanten das Licht der Welt. Richard Küchen durchlief eine Mechanikerlehre, besuchte auch Abendkurse und hörte Vorlesungen an der TH in Darmstadt. Im ersten Weltkrieg arbeitete Küchen bei Schütte- Lanz in Mannheim. Nach Kriegsende, im Jahr 1918 mietete er in Bad Bergzabern einen Landmaschinenbetrieb und begann mit der Produktion von selbst konstruierten Motorradmotoren. Diese verkaufte er als Einbaumotoren an verschiedene Motorradhersteller in Deutschland. 1920 legte Küchen seine Meisterprüfung des Mechanikerhandwerks in Kaiserslautern ab. 1924 wurde die Motorenfertigung nach Bruchsal bzw. nach Heilbronn und Lahr verlegt. Die "K"-Einbaumotoren (hier ein frühes Exemplar), mit Königswellenantrieb der im Kopf hängenden Ventile, erreichten in Spitzenzeiten bis zu 50 % Anteil auf dem deutschen Markt. Sein Markenzeichen war bereits damals die elegante Linienführung seiner Konstruktionen mit dem Bestreben, notwendige Aggregate und Anbauteile durch formvollendete Kapselung bestmöglich zu schützen.
Küchen verwendete im Laufe der Zeit verschiedene Anordnungen des Ventiltriebs für den K-Einbaumotor: 1931 wurde Otto Reitz, von NSU kommend, bei Triumph als Chefkonstrukteur verpflichtet. Im gleichen Jahr folgte Richard Küchen einem Ruf von Triumph nach Nürnberg. Dort sollte er die Weiterentwicklung des Viertaktprogramms vorantreiben. Dazu kam es jedoch nicht; er hatte im gleichen Jahr eine weitaus reizvollere und grössere Herausforderung bei Zündapp gefunden, denn dort wurde ihm die Aufgabe übertragen, ein komplett neues Motorrad- Modellprogramm zu entwickeln, die "K"-Reihe ("K" für Kastenrahmen, Kardanantrieb). Es waren intensive Konstruktionsarbeiten an den Einzylinder- Zweitaktmodellen mit 200 und 350 cm3 Hubraum und den, anfangs seitengesteuerten, 400 und 500 cm3 Hubraum umfassenden Zweizylinder- Viertaktboxern mit Kardanwelle in einem Stahlprofilrahmen sowie obengesteuerten Vierzylinderboxern mit 600 und 800 cm3 Hubraum zu leisten. Küchen bekam von der Werksleitung 6 Monate Zeit bis zur Fertigstellung der Konstruktionen! Er wurde bei den Entwicklungsarbeiten von seinem jüngeren Bruder Xaver Küchen, einem begabten Designer und Konstrukteur, wesentlich unterstützt. In der Folgezeit entstanden noch weitere Modelle mit 200, 500 und 600 cm3 Hubraum (hier die KS 600 als Vorläufer der KS 750 und KS 601). Wesentliche Details aller Küchenkonstruktionen bei Zündapp waren Kettengetriebe, im Block integrierter Ansaugtrakt, geteilte Pleuelfuss- Rollenlager, hydraulische Dämpfer in der Vorderradgabel um nur einige zu nennen. Küchen sollte, nachdem Rasmussen die Lizenz für die Schnürle- Umkehrspülung erwarb und damit DKW das alleinige Recht hatte, leistungsfähige Flachkolben- Zweitakter nach diesem Verfahren zu bauen, einen leistungsfähigen Flachkolben- Zweitakter konstruieren ohne die Patente des Dr. Schnürle zu berühren. Richard Küchen entwickelte daraufhin das Dreistrom- Spülverfahren, das gekennzeichnet ist durch Hinzufügen eines weiteren Kanals an der Zylinderrückwand neben den beiden seitlichen Kanälen. Messungen zeigten eine weitere Leistungssteigerung gegenüber der Umkehrspülung! Auto-Union, zu der DKW mittlerweile gehörte, strengte einen Rechtsstreit wegen Patentverletzung an. Das Leipziger Reichsgericht entschied letztinstanzlich gegen Zündapp und Zündapp musste die Produktion einstellen sowie eine Million Mark Schadenersatz leisten! Die gesamte Zweitaktproduktion wurde auf Vierstromspülung nach Paul Schauer umgestellt. Eine weitere Patentschutzklage seitens Auto-Union scheiterte. Zu dieser Zeit war aber Küchen schon nicht mehr bei Zündapp sondern wendete sich 1934 DKW in Zschopau zu. Bei DKW sollte Küchen die SB-Reihe durch die neu zu entwickelnde NZ-Modellreihe (hier NZ-Prototyp) ersetzen mit Hubräumen von 250, 300 und 500 cm3. Die Zeit bei DKW unter dem dortigen Chefkonstrukteur Hermann Weber war aber wohl durch Meinungsverschiedenheiten, hauptsächlich im Bereich Rahmenkonstruktion, gekennzeichnet, denn die DKW- Verantwortlichen wollten keine 'Zündapprahmen' an den DKW- Maschinen sehen. Küchen baute aber noch eine DKW-Rennmaschine mit Stahlblechrahmen, ging dann aber im Jahr 1936 erneut nach Nürnberg, diesmal zu Victoria. Bei Victoria musste würdiger, eigener Ersatz für die zum Teil glücklosen Konstruktionen mit seiten- oder wechselgesteuerten Twins und den kleineren mit Sachs- und Ilomotoren versehenen Maschinen gefunden werden. Hermann Reeb, der Chefkonstrukteur von Horex und Richard Küchen konstruierten den ohv-Columbusmotor mit 350 cm3 Hubraum, der sowohl in der Victoria KR 35 S als auch nach dem Krieg in die Horex Regina eingebaut wurde. Hinzu kamen noch kleine 100 und 150 cm3 Zweitakter und mit der 200er und 250er Aero erfolgreiche Zweitakt- Motorradmodelle.
Im Jahr 1938 ging Richard Küchen abermals zu Zündapp um dort an wichtigen Kriegsprojekten zu arbeiten. Hervorzuheben ist das 'überschwere Gespann' mit angetriebenem Seitenwagenrad KS 750. Als Ausgangskonstruktion diente die KS 600. Bekanntlich baute BMW ebenfalls ein ähnliches Fahrzeug das die Typenbezeichnung R 75 trug. Die Erprobung beider Marken ergab, dass Zündapp alleine den Auftrag für die Produktion dieses Militärgespanns erhalten sollte. BMW intervenierte und Neumeyer bot an, dass BMW die KS 750 lizenzkostenfrei bauen könne, was jedoch von BMW abgelehnt wurde. Beide Firmen wurden letztendlich beauftragt, ihre Version zu bauen, allerdings unter weitreichenden Vorgaben, wesentliche Teile austauschbar zu halten. Küchen erhielt ein Patent auf den Beiwagenantrieb. Weitere Kriegsprojekte waren ein über Kabel fernzusteuernder kleiner Sprengpanzer Sd.Kfz.303 (Goliath) [Bild 1 2 3 ], anfangs mit Elektromotor dann mit dem K500-Motor und letztendlich mit einem neuen und ressourcenschonend herzustellenden, einfachen, gebläsegekühlten Grauguss- Zweitakt- Zweizylindermotor mit 700 cm3 Hubraum, Nasenkolben und Solexvergaser. Diese Sprengpanzer wurden natürlich beim Einsatz durch die eigene Sprengladung zerstört. Bereits in den 1930er Jahren schuf Küchen für Ardie einen ohv-Viertakter und auch ein Motorradmodell mit Zweizylinder- V-Motor mit 750 cm3 Hubraum und Kardanantrieb, welches aber nicht in Serie ging. Diese Konstruktion griff er aber nach dem Krieg wieder auf und konstruierte in seinem Büro in Ingolstadt zusammen mit seinem Bruder Xaver, ein ähnliches Modell mit 350 cm3 Hubraum, das, an Victoria verkauft, dann schliesslich als V35 Bergmeister in Serie ging. Viele weitere Konstruktionen entstanden auf seinem Reissbrett, so der 250er Boxermotor der Hoffmann Gouverneur, ein weiterer Boxer mit 500 cm3 für eine jugoslawische Firma, ein 125er Viertakt- Königswellen- Rennmotor für Tornax mit 15 PS Leistung und Haarnadelventilfedern, ein weiterer 125er Motorblock für Rabeneick, etc. Für Opti konstruierte Küchen einen eleganten ohv-Twin mit im Block integriertem Getriebe, der bei Tornax, UT und Motosacoche produziert wurde. BMW beauftragte Küchen mit der Konstruktion eines Vierzylinder- Dieselboxers, Küchen forschte an der hydraulischen Ventilspielregelung, auf seinem Reissbrett entstand der DKW- Hobby- Roller, er konstruierte einen Küchen- Zweitakt- Gegenkolbenmotor mit Schwinghebel- Kurbeltrieb, etc., etc. Die 'visionären' Konstruktionen Küchens stellten doch gelegentlich an Material und Methode hohe Anforderungen und oftmals die Fertigungsfachleute in den Fabriken vor Probleme, die schier unlösbar erschienen! Richard Küchen verstarb am 5. Oktober 1974 in Ingolstadt. |
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Joachim Fritz -> Impressum
Stand: XI.2005