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OMaN Victoria Bodmer    


 

Karl Bodmer erzählt:

"... eine dicke Tanne kam auf mich zu!"

"Es war 1937 am Schauinsland, der unvergleichlichen, wenn auch etwas schwierigen Bergstrecke. Ich fuhr damals die schwere 500ccm DKW und hatte eigentlich nur einen Gegner zu fürchten: Kurt Mansfeld.

Schon am Donnerstag begann das aufreibende Duell zwischen uns, und wir lösten uns im Training hartnäckig mit den Bestzeiten ab. Tags darauf, als ich es genau wissen wollte, schmierte mir auf einer der berüchtigten Spitzkehren oberhalb der Holzschlägermatte das Rad weg und ich überschlug mich. 20 Meter brauste ich hilflos die von hohen Tannen bestandene Böschung hinunter und mein schweres Rad hinterher. Ich sah noch eine dicke Tanne direkt auf mich zukommen, dann verspürte ich einen furchtbaren Schlag im Rücken und verlor das Bewußtsein.

Als ich wieder erwachte, bemerkte ich, daß mir meine DKW direkt an den Rücken gefallen war, ich machte krampfhafte Versuche zu rufen, aber das Wort blieb mir im Munde stecken; ich lag wie gelähmt.

Hat mich denn niemand stürzen sehen? Die Meldung vom Start zum Ziel muß doch durchgekommen sein! Es ist merkwürdig, wie verlassen man mitten im Trubel einer großen Veranstaltung sein kann. Es kam niemand.

Mit letzter Kraft habe ich mich dann hochgerappelt - Gott sein Dank, die Glieder waren noch alle beisammen, aber im Rücken bohrte ein furchtbarer Schmerz. Endlich kamen Absperrmannschaften herbeigeeilt, sie bargen mein Rad und brachten auch mich wieder auf die Straße hinauf. Meine schöne DKW sah böse aus. Mein ursprünglich ängstlicher Gedanke, daß ich mir eine Verletzung der Wirbelsäule zugezogen haben könnte, war bald überwunden. Der Rennarzt tröstete mich, verordnete mir aber strengste Bettruhe. Vor Schmerzen konnte ich mich kaum ein wenig drehen. Trotzdem fand ich noch die Kraft, als Bobby Meurer, unser Rennleiter, ins Zimmer trat, um nach mir zu sehen, die ganze Geschichte als Kleinigkeit hinzustellen. Ich fürchtete ja nichts mehr als ein Startverbot.

Nach einer schlaflosen Nacht brachte mir einer meiner Monteure die Kunde, daß meine Maschine wieder hergerichtet sei. Ein Außenstehender, der dem Rennsport fremd ist, kann sich nicht vorstellen, wie eine solche Nachricht einen Rennfahrer mobilisieren kann. Raus aus dem Kahn! Gehversuche und dann gymnastische Übungen! Ich glaubte zwar mein Ende nah, aber es war noch einmal gut gegangen.

Am Sonntag darauf fuhr ich die schnellste Zeit aller Motorräder, war nur 10 Sekunden langsamer als Stuck und sogar schneller als Lang. Ich erinnere mich keines Sieges, der mich froher gestimmt hätte."




Bodmer

[Text und Bild entnommen aus Ernst Hornickel, "Das sind unsere Rennfahrer", Verlag Karl und Alfred Walcker, Stuttgart, 1940]

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Stand: VIII.2004