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Friedrich Gockerell |
(1889 - 1965) |
Friedrich (Fritz) Gockerell |
Friedrich Gockerell erblickte am 25. 11. 1889 in München als Sohn eines Hutmachers das Licht der Welt. Fritz Gockerells berufliche Laufbahn begann mit einer Lehre als Mechaniker. Dann führte ihn sein Weg über die Tätigkeit als Maschinist auf einem Luftschiff zum Dampfturbinenbau bei Maffei. Es folgten Kriegsdienst bei einer Kraftfahrtruppe. Während des Krieges war er dann auch bei den "Rapp- Motorenwerken" tätig, die dann mit der "Gustav Otto Flugmaschinenfabrik" zu den "Bayerischen Flugzeugwerken AG" fusionierten, woraus schliesslich die "Bayerischen Motorenwerke AG" hervorgingen. Bekannt wurde Gockerell in erster Linie durch seine einzigartige Konstruktion der Megola mit ihrem Fünfzylinder- Rotations- Sternmotor im Vorderrad. Motoren eingebaut in den Antriebsrädern gab es bereits in England und Frankreich, neu hingegen war die Auslegung als Sternmotor noch dazu als Rotationsmotor! Es begann bereits 1914, als Gockerell ein Patent für diese Konstruktionsmerkmale beantragte. Von diesen Motoren gab es verschiedene Ausführungen, u.a. auch einen Sechszylinder- Zweitakter. Anfänglich, so etwa um 1918, wurde jedoch ein Dreizylinder- Viertakter mit 295 ccm ins Hinterrad gebaut. Dieses Mego- Motorrad war nach einer damaligen Zeitungsanzeige "ein hervorragender Friedensartikel, ... Meixner und Gockerell, München, Elisabethstrasse 29". Sechszylinder Zweitakter Später wurden Fünfzylinder- Sternmotore ins Vorderrad eingebaut und hiessen jetzt Megola, abgeleitet von den Namen der Investoren Meixner, Landgraf und dem Konstrukteur Gockerell. 1920 wurde aus den "Megola-Werken, Otto Landgraf, München" die "Deutsche Megola-Werke GmbH" mit Landgraf als Geschäftsführer. Wie so oft hat auch hier der Konstrukteur keine Ader zu den finanziellen Seiten und so kam es, dass Gockerell die Konstruktionen entwickelte, die Geld in die Kassen anderer brachte; so wurde etwa ein Patent nicht auf Gockerell sondern auf Otto Landgraf angemeldet. Die Renn - Megola!
In den Jahren 1920 und 1921 entwickelte Gockerell einen liegenden Einzylinder- Zweitakter mit 110 ccm [Bild 1 2 ], der für den Antrieb von Fahrrädern vom Gepäckträger aus vorgesehen war [Bild 1 2 ]. Dieser Motor war sehr erfolgreich und wurde etwa nach Berlin zu ROCO geliefert. Dieser Motor wurde auch in Lizenz bei Zehnder (Gränichen bei Aarau) in der Schweiz für das 2,25PS starke 'Zehnderli' gefertigt. 1923 konnte man verschiedene Modelle anbieten, so etwa ein luftgekühltes 110 ccm, 1 PS-, ein wassergekühltes 145 ccm 1,5 PS- Kleinkraftrad, ein wahlweise luft- oder wassergekühltes Kraftrad mit 169 ccm und 2,5 PS. Die 1,5- und 2,5 PS Maschinen hatten Dreiganggetriebe und wurden mit Riemen-, später mit Kettentrieb ausgerüstet.
Galerie: Die Wirtschaftlichkeit dieser Motoren wurde bei einem Verbrauchswettbewerb 1923 in Mailand eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als alle drei genannten Cockerells die Plätze 1-3 belegten. Ing. Gockerell auf der 169er, die 145er und 110er wurden von Ing. Brenner und Ing. Kemenater pilotiert. Laut Gockerell wurden hierfür mit Abgasturbinen ausgerüstete Aggregate verwendet! Anzeige aus 1923 zum Mailänder Erfolg Cockerell 169 ccm aus dem jahr 1924 mit Kettenantrieb und Wasserkühlung Im Jahr 1922 wurde die "Gockerell Fahrzeug-Motorenbau" mit den Geschäftsführern Samuel und Felix Weikersheimer gegründet, an der Gockerell einen Anteil von einem Viertel hielt. Das 1 PS Kleinkraftrad verkaufte sich hervorragend, sodass die Produktion auf weitere Standorte ausgedehnt werden musste, so etwa zur "Süddeutschen Büro und Industrie AG" nach Gräfelfing und zur Cockerellfertigung bei "Kracker & Co." nach Nürnberg. Gockerell war mit Konstruktionsarbeiten so stark beschäftigt, dass die Gebrüder Weikersheimer ihm 'wohl vorher nicht darüber informieren konnten', dass aus der GmbH nun die "Cockerell Fahrzeugwerke AG" geworden ist. Gockerell, immer bestrebt den Radfahrer zu motorisieren, schuf einen kleinen quadratischen Fahrradhilfsmotor mit 33,6 ccm und 0,25 PS Leistung, der sich auf 100 km mit nur 1 Liter Sprit begnügte. Max, Samuel und Felix Weikersheimer wollten groß einsteigen und haben sich 'verspekuliert', sodass bald Konkurs angemeldet werden musste. In einem zeitgenössischen Zeitungsartikel vom 7.3.1925 war zu lesen, dass sich der Inhaber der Cockerell Werke, Herr Weikersheimer in krimineller Weise mit einem Südamerika-Dampfer abgesetzt hat! Frustriert von diesen Dingen wandte er sich dem Automobil zu. Anfang 1924 schuf er den ersten Gockerell- Wagen als Prototyp [Chassis], angetrieben von einem Vierzylinder- Zweitaktmotor mit 905 ccm, 62 mm Bohrung und 75 mm Hub. Das 600 kg leichte Auto erreichte mit seinem Hinterradantrieb eine Geschwindigkeit von 85 km/h bei einem Verbrauch von 7,5 Liter auf 100 km. Dieser Motor mit seinen vier einzelnen Zylindern fand auch in einem Motorradrahmen Verwendung. Gockerell Vierzylinder Im Winter zum Jahr 1926 entstand ein für die breitere Bevölkerungsschicht konzipierter Wagen [Chassis] mit Zweitakt- Zweizylindermotor [Schnittzeichnung] mit Mischungsschmierung im Verhältnis 1:25 und mit 82 mm Bohrung bei 100 mm Hub, woraus sich ein Gesamthubraum von 1056 ccm ergab. Dieser 30 PS Wagen erreichte ebenfalls 85 km/h bei einem Verbrauch von 7,5 l/100km und wurde von Gockerell bei einigen Rennen eingesetzt. Die Gemischaufbereitung erledigte ein Zenith-Vergaser. Interessant an diesem Wagen ist besonders der Frontantrieb. Motor, Getriebe und Differential waren eine Einheit. Gockerell war sich der Vorteile dieses Konstruktionsprinzips vollständig bewusst denn er sah "das moderne Automobil seiner vollendeten Form näher gebracht". Nebenbei entwickelte er ein Dreirad, das "Cockmobil" an dem er aber wenig Interesse hatte, denn schon am 18.10.1926 verkaufte er alle Rechte an dieser Konstruktion. Gockerell hatte nach wie vor 'nur' das Interesse, große Teile der Bevölkerung mit preiswerten Fahrzeugen zu motorisieren. Bei ausgedehnten Versuchsfahrten mit dem Zweizylinder, auch über die Alpen nach Italien, wuchs wohl die Erkenntnis, dass ein Motor mit mehr Zylindern elastischer zu bewegen wäre. Gockerell konstruierte einen Sechszylinder Zweitakter für das Fahrwerk des Zweizylinderautos. Der Hubraum blieb mit 1086 ccm bei einer Bohrung von 53 mm und einem Hub von 82 mm etwa auf dem Niveau des Zweizylinders. Die erreichbare Geschwindigkeit wuchs jedoch auf 125 km/h. Die Elastizität der Maschine erlaubte es, auch größere Steigungen ohne zurückzuschalten zu bewältigen. Diese Erkenntnisse führten in der Konsequenz schliesslich zu einem Zweitakt- Achtzylinder Reihenmotor mit der Bezeichnung V8 als Blockmotorkonstruktion mit einer Bohrung von 42 mm bei einem Hub von 60 mm. Der Motorblock samt Zylinderkopf waren aus Aluminium, Stahlzylinderbuchsen wurden eingepresst. Die Kurbelwelle war neunfach kugelgelagert. Wahrscheinlich sollte auch ein neues Fahrwerk für diesen Motor gebaut werden. Der Motor wurde für den Versuch zunächst in das Zweizylinderfahrwerk eingebaut. Trotz intensiver Bemühungen konnte Gockerell keine Investoren für eine Serienproduktion dieses "für das deutsche Volk bestimmten Sportwagen" finden. Gockerell nahm als Nr. 19 bei der Targa Florio im Jahr 1925 mit einem heckgetriebenen Sechszylinder mit fünf Liter Hubraum teil. Targa Florio 1925: Gockerell im Sechszylinder und Unfall am Kochelsee 1926 trat er ebenfalls in Italien und auch bei anderen Rennen wie dem Bleichröder Rennen im Forstenrieder Park mit dem 1086 ccm Wagen an. Gockerell beim Start zum Bleichröder-Rennen 1926 und der Zweitakter Fronttriebler Die wirtschaftlichen Mißerfolge konnten Gockerell nicht entmutigen und er konstruierte dann 1930 für DKW einen Vierzylinder Dieselmotor mit Ladepumpe und der Bezeichnung 'V110'. Gockerell hatte bereits Erfahrungen mit Dieselmotoren, 1918 eine Patentanmeldung, 1925 Versuche mit einem Einzylinder Zweitaktmotor und es wurde auch ein als Flugmotor vorgesehener Sechszylinder gebaut. DKW hatte tatsächlich geplant einen Wagen mit einem Dieselmotor auszurüsten, denn entsprechende Prospekte mit dem Schlagwort "Diesel kein Wunder" waren bereits gedruckt. Die Serienproduktion blieb dennoch aus was Gockerell nicht davon abhielt, bis 1932 einen Vierzylinder Zweitakt Rohölmotor zu entwickeln! Im Jahr 1932 wandte er sich erneut dem Zweirad zu und so entstand der Cockerell-Rekord, ein 60 ccm Motor mit einem Hub-/Bohrungsverhältnis von 38mm /45mm und mit 1 PS Leistung, der für die Montage auf jedem Fahrrad konzipiert war. Der Motor hatte ein Gewicht von 5 kg und konnte somit über dem Vorderrad angebracht werden. Der Verbrauch war mit 1,5-2 Litern und die Höchstgeschwindigkeit mit 30 km/h angegeben. Dieses Konzept fand keine Investoren und so suchte Gockerell intensiven Kontakt, leider ebenfalls ohne Erfolg, zu "Fichtel & Sachs". Die Auto Union kaufte die Rechte an Gockerells Konzept des Zweikolbenmotors, der durch Luftüberschuss bei der Verbrennung die Wirtschaftlichkeit des Zweitakters verbesserte. Dies gestattete Gockerell sich über Wasser zu halten. Das ganz große Geschäft hat er jedoch nie machen können. Fritz Gockerell hat sein Leben lang geforscht, konstruiert, entwickelt, gebaut aber nie die Früchte seiner Arbeiten ernten können. All die kaufmännischen Mißerfolge führten bei ihm nicht zu Resignation. In den letzten Lebensjahren arbeitete er zu Hause noch an Turbowagen [Skizze aus 1946], Dampfturbinen, Kompressoren, etc. "Gockerell hat in seinem Leben zahlreiche Erfindungen auf dem Zweirad- und Vierradsektor gemacht, viele interessante Fahrzeuge gebaut. Nur für eines hat er kein Patent erhalten - für das Glücksrad." schrieb Marc Muylaert in der Automobil-Chronik über den genialen Konstrukeur. Fritz Gockerell starb 1965 in München. |
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Joachim Fritz -> Impressum
Stand: III.2005